Ein Aufzug ist ein langlebiges Gut. Er ist ein fest mit dem Gebäude verbundenes Fördermittel mit einer geplanten Nutzungsdauer von vielen Jahren. Neben Personen können auch Kinderwagen, Paletten und Lasten transportiert werden, wenn der Aufzug dafür vorgesehen ist. Die Erdbebensicherheit ist ebenso zu berücksichtigen.

Ein Aufzug kann verschiedene Aufzugskonstruktionen haben:

  • Beim Seilaufzug hängt die Kabine an Tragmitteln i.d.R. Stahldrahtseilen. Diese Antriebsart kann im Vergleich die höchsten Höhen überwinden und eignet sich auch für Hochhäuser.
  • Bei hydraulischen Aufzügen wird die Kabine durch Kolben bewegt. Durch das Einleiten von unter Druck stehender Flüssigkeit werden die Kolben und Kolbenstangen in Bewegung versetzt.
  • Ähnlich funktioniert auch der Vakuumantrieb, allerdings mit Luft. Eine Druckluftpumpe hebt oder senkt den Lift.

Hauptsächlich ist die Einsatzart und Förderhöhe über das geeignete System entscheidend. Bei der Wahl einer Aufzugsanlage geht es aber nicht nur um das Design der Aufzugskabine oder um die Wahl des Aufzugsmaterials an jenen Stellen, die man sieht oder anfassen kann. Faktoren wie Wartungsfreundlichkeit und Servicemöglichkeiten sollten stets mit in Betracht gezogen werden. „Hinter den Kulissen“ spielt sich bei einem Aufzug eine ganze Menge ab. Die erste Frage, die sich daraus ergibt, ist welche Antriebsart man verwenden kann, bzw. welche Antriebsart für das Aufzugsprojekt am sinnvollsten ist.

Zahnstangenaufzüge oder Vakuumaufzüge sind im Wohnhausbereich nicht eingesetzt.

Seilaufzug

Trommelaufzüge spielen fast keine Rolle mehr.

Beim Seilaufzug (mit oder ohne Triebwerksraum) sind der Fahrkorb und Gegengewicht hierbei über Tragmittel ( Stahldrahtseile, Ketten, kunststoffummantelte Drahtseile, Riemen bzw. Gurtlösungen) verbunden. Durch die Struktur der Stahldrahtseile und durch Rillen in der Auflagefläche der Treibscheiben entsteht Reibung, die die Seile festhält und beim Drehen zieht. Der Antriebsmotor treibt die Treibscheibe an. Je nachdem, in welche Richtung die Treibscheibe sich  dreht, bewegt sich die Fahrkorb auf oder ab. Am anderen Ende des Stahldrahtseiles befindet sich das Gegengewicht. Dank des Gegengewichtes muss der Antriebsmotor nicht die Massen von Fahrkorb und Gegengewicht, sondern nur die halbe Nutzlast bewegen. Eine 2:1-Hängung des Aufzuges hat energietechnische Vorteile, da der Motor mit einer geringeren Leistung ausgelegt werden kann.

Die klassischen Tragseile sind so abgesichert, dass das Reißen mehrerer Seile nicht zum Bruch führt.

Ein Geschwindigkeitsbegrenzer verhindert in beiden Richtungen eine zu schnelle Fahrt. Bei Überschreitung der Nenngeschwindigkeit wird der Antrieb elektronisch abgeschaltet und die Kabine mechanisch zum Stehen gebracht. Eine Fangvorrichtung, die an der Aufzugskabine befestigt ist, umgreift bei Auslösung die Führungsschienen und klemmt sich fest.

Gegengewicht= Fahrkorb + ½ Nutzlast
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triebwerksraumloser Aufzug mit getriebelosem Antrieb 

Der triebwerksraumlose  (maschinenraumlose) Aufzug ist im normalen Wohnhausbau mittlerweile Standard. Einfacher und platzsparender Einbau, sehr gutes Fahrverhalten durch die gute Regelbarkeit des Frequenzumformers, Direkteinfahrt, energiesparend, niedriges Geräuschniveau da kein Getriebe und kompakte Bauform. Durch die kompakte, aber nicht flache Bauform eignet sich der getriebelose Antrieb hervorragend für triebwerksraumlose Aufzüge mit Antrieb im Schachtkopf. Je nach Bauform lassen sich reduzierte Schachtköpfe > 2400mm im Standardbereich bauen. Die komplette Technik der Anlage befindet sich durch die kompakte Bauart im Aufzugsschacht. Ein Schaltschrank wird am Gang aufgestellt – teilweise wird die Steuerung in einer Art „Türzarge“ untergebracht, sodass dieser nicht mehr als solcher auffällt. Mit der platzsparenden Konfiguration lassen sich störende Dachaufbauten vermeiden.

Hydraulik-Antrieb

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen indirekt und direkt hydraulisch betriebenen Aufzügen. Indirekt hydraulische Aufzüge werden 2:1 aufgehängt wobei der Kolben nur die halbe Förderhöhe bewegt wird, somit das Seil auf einer Seite auf einem Fixpunkt und auf der anderen Seite mit der Kabine verbunden ist. Direkt hydraulisch Aufzüge sind direkt mit der Kabine verbunden.
Bei hydraulischen Aufzügen wird die Kabine durch einen oder mehrere Hydraulikstempel bewegt, die gewöhnlich seitlich oder unterhalb im Aufzugsschacht vertikal eingebaut sind. Ein elektrischer Motor pumpt Öl in einen Zylinder, um den Kolben zu bewegen. Der Kolben hebt den Fahrkorb aufwärts. Elektrisch kontrollierte Ventile steuern den Ölfluss so, dass die Fahrt gleichmäßig verläuft. Die Abwärtsfahrt erfolgt durch Öffnen der Ventile bei ausgeschalteter Pumpe. Durch das Gewicht des Fahrkorbs wird das Öl aus dem Zylinder zurück in einen Tank gepresst. Triebwerksraumlose Hydraulikaufzüge mit Systemschränken sind möglich. Förderhöhe bis etwa 24m sind möglich. Der Vorteil bei einem hydraulischen Aufzug sind neben der einfachen Notbefreiung und der geringen Lärmemmision, die wartungsarme Antriebstechnik, kaum Verschleiß an Umlenkrollen und Seilen. Der Antrieb ist einfach zugänglich,  daher ist eine höhere Sicherheit bei Wartung und Reparatur gegeben und es gibt kein bewegtes Gegengewicht (Gefährdung für den Monteur). Argumente zum Strom sind nur bedingt richtig, da Aufzüge der Nutzungskategorie 1  zu 99 % der Zeit still stehen.

 

 

Hydraulik – noch zeitgemäß?

Die Antwort ist ja, man muss nur wissen wie und wo man sie einsetzt! Im Wohnhausbau ist der hydraulische Aufzug nicht mehr üblich. Nachteilig beim hydraulischen Aufzug ist, dass i.d.R. ein Triebwerksraum und die entsprechenden Querverbindungen benötigt werden. Systemschränke sind oft wegen einer möglichen Brandgefahr nicht in Gängen zulässig.

Durch die kompakte Bauform des triebwerkraumlosen (maschinenraumlosen) Aufzuges ist dies jedoch auch ein Nachteil. Die Wartung im Schacht ist schwieriger und die Aufzugsteile sind unzugänglicher. Die Erneuerung von Komponenten sind durch die kompakte Form i.d.R. nur durch den Hersteller möglich. Ein Wechsel der Wartungsfirma zwecks möglicher Kostenreduzierung oder aus anderen Gründen ist somit fast unmöglich. In Hinblick auf die Personenrettung kann bei einem Aufzug ohne Maschinenraum diese aufwändiger sein, je nach Ursache der Störung.

Beide Technologien haben ihre Daseinsberechtigung – man sollte sich genau beraten lassen, wo was sinnvoller und wirtschaftlicher ist. Es wird hier oft unsachlich argumentiert und Äpfel mit Birnen verglichen.  Die Geschwindigkeit ist i.d.R. beim hydraulischen Aufzug geringer (0,63m/s) – dieser kann aber ebenso mit 1m/s fahren.

Bei Lasten,- und Autoaufzügen findet man heute vor allem hydraulische Aufzüge.

Weiters bei Sonderkonstruktionen, wenn der Platz keine andere Möglichkeiten zulässt und der mechanische Aufwand bei triebwerksraumlosen Aufzügen zu hoch wäre. Einsatzbereiche wie im explosionsgeschützten Räumen oder  beim Einsatz in Erdbebengebieten, da keine Gefahr bei Erdbeben durch auf die Kabine fallende  Antriebsteile oder Gegengewichte möglich sind und somit keine zusätzlichen Errichtungskosten entstehen.

Neue Techniken wie frequenzgeregelte Hydraulikaggregate können aber beide Vorteile (Hydraulik und Seil) verbinden. Systemschränke ersparen einem den Triebwerksraum, wenn diese baubehördlich genehmigt werden. Nachteile durch den höheren Anlaufstrom beim Auffahren oder niedrige Geschwindigkeit können durch neue Techniken reduziert bzw. ersetzt werden.

Anmerkung: Bedenke Sie jedoch, auch wenn hier einige Argumente sowohl für den hydraulischen und den triebwerksraumlosen Aufzug angeführt werden – man sollte sich genau informieren, welche Aufzugskonstruktion für Ihr Projekt die sinnvollere und wirtschaftlichere ist.

gefahrlose Notbefreiung bei hydraulischen Aufzügen

Einfache und gefahrlose Notbefreiung durch das Drücken des Notablaßventil bei abgeschaltenen Strom. Gerade in Einfamilienhäusern oder in Villen ist eine Befreiung durch die Familie oder Bekannte mit dem hydraulischen Aufzug möglich.

sehr niedrige Lärmbelastung bei hydraulischen Aufzügen

Ein wesentlicher Vorteil ist die Lärmemmission im Schacht die um vielfaches geringer als beim triebwerksraumlosen Aufzug ist. Beim triebwerksraumlosen (maschinenraumlosen) Aufzug sitzt die Geräuschquelle (Motor) im Schachtkopf, das Geräusch ist im obersten Geschoss (Attika!) am lautesten. Der Motor als Geräuschquelle sitzt beim hydraulischen Aufzug nicht im Schacht sondern in einem eigenen Triebwerksraum (i.d.R. im untersten Geschoss).

Gesammelte Artikel für einen hydraulischen Aufzug (großteils aus der Sicht der Hersteller):

Artikel Liftjournal 1-2018: Comeback des hydraulischen Aufzugs

Vortrag: Beispiele und Zahlen zu modernen Hydraulikaufzügen

 Fahrgeschwindigkeit

Vergleich der Fahrzeiten: 58 % höhere Nenngeschwindigkeit (v) ergibt nur 18 % kürzere Gesamtfahrzeit!

Argumentarium_Hydraulikaufzuege_sind_besser_Studie
Studie aus der Schweiz: Kostenvergleich Seil-Hydraulik

Warum_Hydraulikaufzuge_so_beliebt-Teil1

Warum_Hydraulikaufzuge_so_beliebt-Teil2

Linkedin: Gernot Einsiedler